Stellt euch vor es gibt eine Lehrstelle und keiner geht hin

Jaja, die Krise kommt. Sogar das Wort Rezession habe ich in den vergangenen Tagen schon flüstern hören. Kaum jemand, der nicht müde wird zu betonen, dass „es“ bergab geht (dazu ein anderes Mal). Dabei bemühen sich einige in diesem Land teilweise auf recht abenteuerliche Art und Weise die triste Lage positiv zu sehen. 

Die Wirtschaftskammer veranstaltet zur Zeit die Aktion „Schnupperlehre“ – gemeinsam mit der Kronenzeitung, die für die mediale Unterstützung sorgt. Schließlich geht es um eine „gute Sache“: 1.600 Lehrstellen sind in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft derzeit vakant. So konnten nun den ganzen September diverse Berufe für jeweils einen Tag von Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren ausprobiert werden.

Komisch eigentlich, wenn vielerorts von Lehrlingsknappheit gesprochen wird. Woran liegt es also, dass kaum jemand Koch, Fittnessbetreuer oder Systemgastronom lernen möchte? Böse Zungen motzen über geringe Bezahlung, überschaubare Karrieremöglichkeiten oder schlechte Ausbildung im allgemeinen.

Vielleicht ist es von der Wirtschaft aber auch ein wenig viel verlangt, wenn von Jugendlichen unter dem Schlagwort „Flexibilität“ gleich ein ganzes Paket an Unannehmlichkeiten verlangt wird:
Lange Wege zur Lehrstelle (der überwiegende Teil der offenen Lehrstellen im Tourismus liegt in Westösterreich, während die ausbildungssuchenden Jugendlichen vor allem in Ostösterreich zu Hause sind), Überstunden (die gar nicht geleistet werden dürften) oder inadequate Unterbringung um nur drei Beispiele zu nennen. Kein Wunder also, das viele Jugendlich dann doch lieber noch ein wenig auf ihren Traumlehrberuf warten.

Published in: on 30. September, 2008 at 16:19  Kommentar verfassen  
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